Für die Bordbibliothek

18. Februar 2024
Kategorie: 
Sonstige

Nina Rydahl Andersen: Ebbes Bådebyggerie : Ebbes Bootswerft
(Marstal Søfartsmuseum, 2022. - 310 Seiten. - ISBN 978-87-89829-84-5)
[Marstal Søfartsmuseum, Prinsengade 1, DK-5960 Marstal, info@marmus.dk]

Bootsbau auf Ærø 

In den neunzehnhundertsechziger Jahren revolutionierte das neu entwickelte glasfaserverstärkte Kunststoff (GFK) u.a. auch den Bootsbau. Die in Meschede-Freienohl im Sauerland ansässige Firma Dehler, die ursprünglich wohl die Herstellung von Caravananhängern als Geschäftsmodell hatte, stieg in den Bootsbau ein und war über viele Jahre sehr erfolgreich. Viele Schiffe der unterschiedlichen Modelle wie z.B. Varianta, Delanta, Optima, Sprinta, Duetta oder auch Dehlya 22 und Dehlya 25 sind heute noch auf unseren Gewässern unterwegs. Das Unternehmen ist mittlerweile eine Sparte der Firma Hanse Yachts AG in der Hansestadt Greifswald, die Motor- und Segelyachten unter verschiedenen Markennamen produziert. 
Auf der Insel Ærø in der dänischen Südsee, einem traditionellen Zentrum des Schiffsbaus in konventioneller Holzbauweise, trat man im Bereich der Sportboote in Konkurrenz und bot Schiffe zu ähnlichen Preisen an, jedoch aus Holz gefertigt. Jetzt ist ein Buch erschienen, in dem eine der letzten Holzbootsbauwerften mit ihrer Geschichte dargestellt wird: Ebbes Bådebyggerie : Ebbes Bootswerft
Auf Dänisch und Deutsch beschreibt Tochter Nina Rydahl Andersen in eindrucksvoller Weise den Aufbau und Werdegang der von ihrem Vater Ebbe und auch ihrer Mutter Gerda geführten Werft in Marstal. Reich bebildert mit alten Rissen der Bootsmodelle und Fotografien stellt sie die anfänglichen Neubauten der verschiedenen traditionellen dänischen Bootstypen vor und kommt dann in der geschichtlichen Entwicklung immer mehr zu den Umbau- und Reparaturaufträgen von bereits schwimmenden Booten. Die geschäftlichen Verbindungen zur Motorfabrikken Marstal wie auch zum Søfartsmuseum werden hier dann immer bedeutsamer. Irene und ich konnten die Werft 2019 besichtigen. 
Irene hat ihre ersten Segelschuhe 1986 auf einer Danske Jagt (Dänische Yacht) bekommen, die zu dieser Zeit in der Træskibsværft A/S in Ærøskøbing gebaut wurde, ein Konkurrent von Ebbes Bådebyggerie in Marstal. Freunde von ihr hatten sich diesen ursprünglichen Lastensegler nach alten Plänen bauen lassen, im Ausbau dann aber nach ihren Vorstellungen zu einem Lustsegler gestaltet. Viele Jahre hat Irene immer wieder an Bord der SY Skuld die skandinavischen Gewässer und Staaten besucht. Auf einem gemeinsamen Törn waren wir dann 2004 von Pietarsaari nach Turku in Finnland gesegelt. Der Schiffsname löste in den angesteuerten Häfen häufig Heiterkeit aus. Skuld ist in der nordischen Mythologie eine der drei Schicksalsgöttinnen und steht für die Zukunft. Gleichzeitig bedeutet es aber auch Schulden. Spätestens beim Lesen des Namens vom Beiboot wurde in das Gesicht der Besucher im Hafen ein Lächeln gezaubert: Lille Skuld
Mit Gedanken an nachhaltigen Umgang mit Bootsbaumaterialien wird heute in vielen Bereichen geforscht und entwickelt. Die ersten Optimisten, welche ganz recyclebar sind, befinden sich bereits auf dem Markt. 
Benedikt Heüveldop


Wilfried Erdmann: Mein grenzenloses Seestück : Jollenfahrt durch Mecklenburg-Vorpommern
(Delius Klasing, 7. Aufl. 2021. 220 Seiten, 92 Fotos und Abb. - ISBN 978-3-667-12118-9. 14,90 €)

Diese Reise hat Winfried Erdmann im Sommer 1990 unternommen.  (7. Auflage unverändert)  Er ist mit einem  Schwertzugvogel 99 Tage an der Küste Mecklenburg Vorpommern, über Bodden, Haffs, an Zingst vorbei, um Rügen herum und dann den Peenestrom hinauf gesegelt. Auch die mecklenburgischen Seenplatte und Kanäle besegelte er. – Ich wollte das Buch im Urlaub lesen. Dazu kam es leider nicht, da ich es, einmal angefangen, nicht mehr aus der Hand legen konnte.
Besonders beeindruckt hat mich, dass er mit einer Jolle unterwegs war und damit Wetter und Wellen noch anders ausgesetzt war, als mit einem Kielboot.
Die Gebiete, die er beschrieb, waren auch mir aus etlichen Urlauben bekannt und von daher sehr unterhaltsam  und nachvollziehbar. Zingst kenne ich seit 1997, und die Natur sieht heute noch so aus wie damals. Nur gibt es leider in den Städten mehr Ferienwohnungen und Hotels.
Auch seine sozialkritischen Beschreibungen fand ich hochinteressant. Und ob sich heute nach 30 Jahren so viel geändert hat, mag der Leser selbst entscheiden.
Ich fand das Buch auf alle Fälle sehr unterhaltsam und kann es nur weiterempfehlen.
Sigrid Zingel