Rolex Middle Sea Race 2021

31. Oktober 2021
Kategorie: 
Sport

Am 18.10 startete für mich die Vorbereitung auf Malta für das Rolex Middle Sea Race. Dies sollte meine erste Offshore-Regatta werden. Gesegelt bin ich auf der TP52 Freccia Rossa mit einer jungen Crew aus Deutschland und drei internationalen Profis, damit wir überhaupt eine Chance hatten, ins Ziel zu kommen. Vor dem Start der Regatta hatten wir drei Trainingstage absolviert bei 7-15 Knoten, welche uns schon mal einen kleinen Geschmack gegeben hat, wie viel Potenzial diese Rennmaschine hat.
 
Die Route war: Start im Grand Harbour, Valleta, Malta. Dann über Capo Passero, Messina, Stromboli, Favignana, Pantelleria, Lampedusa und dann wieder Ziel auf Malta. Insgesamt 606 nautische Meilen. Über 100 Boote waren am Start, unter anderem die 100ft Maxi „Comanche“, welche die Line of Honours gewonnen und eine neue Rekordzeit aufgestellt haben, oder auch die Skorpios, VO65, IMOCA 60 und MOD 70 Trimarane.
 
An den Start sind wir insgesamt mit 15 Segler*innen gegangen und einem 3 Stunden Wachsystem mit „onwatch“, „standby“ und „offwatch“. Zu Essen gab es die Tage nur „freeze dried“-Nahrung, auch als Astronautennahrung bekannt, und Riegel. Da die TP52 Boote, vor allem Freccia Rossa nicht für Offshore-Segeln konzipiert wurde, durften wir unsere Pausenzeiten im Nassen auf Segeln unter Deck und auf dem Boden verbringen. Das machte die ganze Offshore-Erfahrung sehr authentisch.
Nachdem wir dann den Start am 22.10. um 12 Uhr in unserer Flotte gewinnen konnten und die ersten Stunden in Führung lagen, nahm der Wind stetig zu, so dass wir immer mehr Probleme mit unserem Boatsspeed und Trimm bekommen haben. Leider haben wir uns in Messina auch noch komplett abgestanden, weil wir die falsche Route gewählt hatten, wodurch viele Boote uns überholten und die vorderen Boote uns weggefahren sind. Nach Messina nahm der Wind dann wieder stetig zu, sodass wir über 30 Knoten hatten und leider einen Sonnenschuss gefahren sind, bei dem es unseren A2-Gennaker komplett zerissen hat.
Fünf Stunden später haben wir dann auch noch unseren A4-Gennaker komplett zerissen, mit dem wir einen Topspeed von 27,8 Knoten hatten, weil zu viel Druck war. Als Höhepunkt ist obendrein noch unsere Elektronik komplett ausgefallen, da ein Gewitter mit 35 Knoten und Regen aufkam, so dass unser Navigator an Board seinen Job verlor und uns nur noch über sein Handy grob navigieren konnte. Spätestens an dieser Stelle wären wir ohne unsere Profis an Board aufgeflogen gewesen.
Die letzte Nacht vor Ankunft hatte es nochmal durchgeregnet und wir mussten gegen die Welle Amwind segeln, was bedeutete, dass unser Gewicht auf der Kante unbedingt gebraucht wurde. Somit verbrachten wir dann die letzten Stunden bis zur Ankunft alle draußen beim Ausreiten, um nochmal die letzten Meter ein bisschen Zeit aufzuholen.
Wir beendeten das Rennen nach 2 Tagen 17 Stunden und 37 Minuten auf Rang 4 ORC Class 1 und IRC Overall als 31. Platz. Als wir morgens gegen 6 Uhr im Ziel eintrafen und die Nacht durchgefroren hatten, hieß es erstmal warm duschen, ausschlafen und ausruhen. Danach haben wir das Boot fertig für die Überführung gemacht und noch einen Tag Malta erkundet. Zusammenfassend war es eine unglaubliche Erfahrung, am Rolex Middle Sea Race teilgenommen zu haben, und ich kann nur jedem raten, daran teilzunehmen, falls jemand Interesse hat. Jetzt bin ich wieder auf dem Weg nach Hause und freue mich selbstverständlich schon darauf die verpassten Seminare und Klausuren in meinem Studium nachzuholen.

Frederick Eichhorst


Das Rennen wurde unter www.rolexmiddlesearace.com getrackt.

Screenshot des Trackings auf www.rolexmiddlesearace.com