ILCA 7 Masters WM Pattaya

16. März 2023
Kategorie: 
Sport

Vom 18. bis 26. Februar hat unser Clubmitglied Hartmut Papenthin hat an der ILCA 7 Masters WM in Pattaya teilgenommen. Der olympische Gedanke stand im Vordergrund. Hier ist Hartmuts Bericht:

Der Anlass und die Vorbereitung

Mitte letzten Jahres habe ich erfahren, dass die ILCA (vormals Laser) Weltmeisterschaft der Master (30 Jahre plus und dann abgestuft in verschiedenen Altersstufen) in Thailand (Pattaya) stattfindet. Ein langjähriger Freund ist vor ein paar Jahren nach Bangkok umgezogen und nach einem schnellen Blick auf die Weltkarte war klar, dass sich ein Besuch und die Teilnahme an der WM sehr gut kombinieren lassen. Geplant, gebucht und noch mehr als 6 Monate Zeit für die Vorbereitung. Leider war der Sommer windarm und der Herbst ziemlich arbeitsreich. So stand Ende des letzten Jahres lediglich ein kurzes Trainingscamp in Vilamoura in den Trainingsbüchern. Dafür habe ich den kalten Dezember und Januar intensiver auf dem Wannsee genutzt, um noch so viele Trainingseinheiten wie möglich bei Tageslicht zu absolvieren. Der Wind war ja recht anständig, dafür die Temperaturen immer nahe am Gefrierpunkt. Wozu hat man auch die ganz dicken Neosachen im Schrank? Das Bootshandling wurde leicht besser und auf Kenterübungen habe ich bewusst verzichtet. Obwohl auf dem Wannsee immerhin täglich die Wasserschutzpolizei und die Wannseefähre als Rettungsboote unterwegs waren.

Der Club

Gastgeber war der Royal Varuna Yacht Club, Ende der Fünfzigerjahre des letzten Jahrhunderts vom Vater des aktuellen Königs, einem begeisterten, erfolgreichen und sehr volksnahen Segler gegründet. Der Club erinnert sehr stark an klassische englische Yachtclubs, wobei sich das gesamte Clubleben draußen auf der großzügigen Terrasse und dem weitläufigen Gelände abspielt. Insgesamt 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind dort beschäftigt, und es bleiben kulinarisch, seglerisch und organisatorisch keine Wünsche unerfüllt. Für jedes Anliegen gibt es eine Lösung, wobei die legendäre Freundlichkeit der Thailänder dazu beiträgt, dass sich vom ersten Moment an ein Wohlgefühl einstellt und ich mich immer gut betreut fühlte. In dem Club gibt es viele Expatriates, die dem Club auch nach ihrer Rückkehr in die Heimatländer treu bleiben (und ihre Boote in den großen „Regalen“ parken) und Fernmitgliedschaften beibehalten. Dieser Club hat so gar nichts mit dem zu tun, was der ein oder andere Tourist aus Deutschland mit einem Besuch in Pattaya verbinden und erwarten mag.

Die Bedingungen

Anders als bei den letzten Trainingseinheiten am Wannsee betrug die Wassertemperatur rund 28°C und die Lufttemperatur schwankte zwischen 28°C und 33°C. Ähnlich wie am Gardasee setzte gegen 10:00 Uhr morgens regelmäßig Wind von 7-15 Knoten ein (in Böen bis zu 22 Knoten) und wehte konstant bis circa 16:00 Uhr. Im Gegensatz zum Wannsee gab es auch einen interessanten Effekt durch die Tiden. Anders als an der Nordsee gibt es im Golf von Thailand 2-4 Tiden am Tag, wobei sich der Tidenhub jeweils unterscheidet und so zu interessanten und innerhalb des Tages unterschiedlichen Bedingungen bei den Wettfahrten führte. Zudem gab es eine komische Kabbelwelle, die durch Wind und Strom aber auch durch zahlreiche Fähren und Motorboote verursacht wurde.

Die Regatta

Wie bei Weltmeisterschaften üblich, werden 2 Rennen pro Tag und somit insgesamt zwölf Wettfahrten gefahren, sofern die Bedingungen dies zulassen. Anders als bei den jüngeren Altersgruppen nimmt man in der Weise Rücksicht, als dass es nach drei Tagen und sechs Wettfahrten einen Ruhetag gibt. Somit dauert die Regatta insgesamt sieben Tage. Bemerkenswert fand ich, dass ich doch ein wenig aufgeregt war, was mich denn so erwartet. Es fühlte sich für mich jeden Tag wie ein Vokabeltest an, auf den ich mich mit großen Lücken vorbereitet hatte.

Ich startete bei 84 Teilnehmern und einer Teilnehmerin in der Altersklasse der sogenannten Grand Master. Die Altersuntergrenze für die Teilnahme an diesen Regatten beträgt grundsätzlich 30 Jahre (Apprentice). Ab 45 ist man Master und ab 55 Grand Master. Sehr beeindruckend fand ich die Teilnehmer, die in der Altersklasse 65+ an den Start gingen, und auf teilweise bis zu 50 Jahre Lasersegeln zurückblicken konnten. Entsprechend wurde in unterschiedlichen Altersgruppen gestartet und in der jeweiligen Spitzengruppe nach meinem Eindruck auf hohem körperlichen und taktischen Niveau gesegelt.
Höhepunkte bei der Regatta waren für mich Kursveränderungen innerhalb der Regatta von knapp 90° für die zweite Kreuz und das Segeln bei Strom. Ich habe mich am Ende des Feldes regelmäßig mit zwei sehr netten Seglern aus den Niederlanden auseinandergesetzt und im Ziel stets den Kürzeren gezogen aber bei den Wettfahrten sehr viel gelernt.

Ich habe mir realistische Ziele gesetzt. Diese bestanden zum einen darin, alle Wettfahrten mitzufahren, immer im Zeitlimit zu bleiben und möglichst nicht zu kentern. Wenn es dann noch dafür reicht, nicht den letzten Platz zu belegen – auch gut. Am Ende bin ich nur einmal gekentert. Den Rest der Ziele habe ich erreicht, auch wenn ich ein NSC (noch nie gesehen vorher) kassiert habe. Wie kam es dazu?  Bei Strom, abnehmendem Wind und vor lauter Freude, die vorletzte Tonne bei diesen Bedingungen doch noch gerundet zu haben, ließ ich die letzte Tonne aus und konzentriert mich auf das in der Nähe befindliche Zielschiff sowie die vor mir liegenden Segler. Zeitlimit ok aber den Kurs nicht abgesegelt. Wieder was gelernt. Apropos lernen: Es ist bei Strom gegenan sinnvoll, sich nicht zu weit vom Startschiff zu entfernen, um noch rechtzeitig beim Start über die Linie zu kommen.

Besonderheiten

Die Masters Segler sind ein sehr netter und entspannter Haufen. Viele der Teilnehmer kennen sich seit Jahren, aber es gab auch viele First Timer, wie den zweiten Deutschen in meinem Feld, Coos den Drijver, und mich. Egal wie gut oder schlecht man segelt, alle gehen sehr respektvoll miteinander um. Die Organisation war darauf angelegt, sich auch abends gemeinsam zu treffen. Sei es zum Essen und Trinken oder zum Klönen.

Beim Slippen vor und nach den Rennen standen viele Freiwillige am Strand und haben uns beim Einsteigen und Präparieren der Boote in der Brandung unterstützt. Was für ein super Service!!! Das könnten wir uns auch mal für die Dependance überlegen. ;-)

Beim Segeln unter den dortigen Bedingungen bleibt es nicht aus, dass die Hände ständig mit (Salz-)Wasser in Berührung kommen. Gepaart mit der Temperatur kommt es einem Badewannenaufenthalt gleich, was zu wirklich komischen Schrumpelhänden führt. Auch ‘ne neue Erfahrung, schließlich halte ich mich nicht regelmäßig 3-5 Stunden in der Wanne auf ….

Im nächsten Jahr findet die WM Anfang Februar ganz bei uns in der Nähe statt. Lediglich 30 Stunden Flugzeit entfernt in Adelaide, Australien. Bis dahin werde ich die Tips von Svenja, Gesa, Hannes, Elias, Philipp Walkenbach und meiner Frau Wiebke weiter beherzigen, meine Kenntnisse vertiefen und vielleicht die eine oder andere lokale Regatta besuchen sowie an meiner Fitness arbeiten. Vielen Dank zudem an diejenigen, die mich mindestens ergebnismäßig und auf Instagram mental begleitet haben!

In jedem Fall ist mein Respekt vor allen Seglerinnen und Seglern erheblich gewachsen, die an solchen Formaten über 6 Renntage mit allen Höhen und Tiefen unter allen möglichen Bedingungen teilnehmen. Dies gilt insbesondere den Jüngsten, Jugendlichen und Junioren aber auch allen anderen. Man sieht am Ende eine Platzierung aber nicht die Dinge, die gut oder nicht so gut gelaufen sind und die Erfahrungen, die man ggf. gewonnen hat.

In den letzten drei Tagen hatte ich in Bangkok schließlich Gelegenheit, meinen Freund Johan zu besuchen und mit ihm die Stadt zu erkunden. Ein wenig habe ich  mich nach den vielen Eindrücken wieder auf Berlin gefreut, auch wenn der Temperaturunterschied von Wasser und Luft im Vergleich zu Thailand jeweils rund 30°C beträgt …

Für die Freunde von Ergebnissen hier der Link zur Website des Veranstalters.

Hartmut Papenthin


Do not waste time – go sailing!


Fotos: © Matias Capizzano
Weitere Bilder unter: https://2023ilca7masters.ilca-worlds.org/photos/