PYC kurz und knapp 40 - 2022

Aufslippen  –  Herrenabend/Ladies’ Night  –  Rolex Middle Sea Race


... es gibt nicht nur fliegende Fische, sondern auch fliegende Schiffe!

Das Aufslippen im PYC ist meistens noch spannender, anstrengender und langwieriger als die Gegenrichtung. Aber wie seit Jahrzehnten ist dieser Termin auch bekannt als „Abenteuerurlaub im Potsdamer”. Eine ziemlich kleine Crew von unentwegten Mitgliedern machte sich unter der Aufsicht und dem Kommando von Hans Glave, Hafenkapitän, Dr. Eckhard Hunger, „Dispatcher”, und vor allem Sven Banse, Mann mit Übersicht, viel Kraft und sehr schön klaren Ansagen, am frühen Montagmorgen an die Arbeit, um den Hafen leer zu räumen. Abgebrochene Fingernägel, versenkte Zangen und „Engländer”, knirschende Knie und fast noch ein November-Sonnenbrand waren der Lohn. Insgesamt ist das Aufslippen auch 2022 wieder erfolgreich und dank der umsichtigen Slippmannschaft ohne nennenswerte Vorkommnisse verlaufen.
Und an diesen vier Tagen gab es eben auch fliegende Schiffe!
Hartmut Waldow

 
Fotos: HW

Allen Beteiligten, die Strippen gezogen, Keile verlegt, Schiffe bewegt, sich den Rücken krumm gemacht, „geduscht”, Böcke verlegt und die Schiffe an ihrem Winterplatz gesichert haben, gilt an dieser Stelle ein ganz herzlicher Dank!
Ein großes Dankeschön auch an Hanna Wolff, Marina Bartsch-Rüdiger und Michael O. Rüdiger, die bereits im letzten Jahr das Aufslippen mit Kamera und großem Interesse begleitet und zu einer eindrucksvollen Doku verarbeitet haben, die nunmehr im YouTube-Channel des PYC zur Verfügung steht: https://youtu.be/Bq3suciy2RA


Gemeinsames Thema der Ladies und Herren: Gewässer-Lärmschutz

56 Damen und Herren des Potsdamer Yacht Club trafen sich am 11.11.2022 zu den ausnahmsweise zusammengelegten Veranstaltungen „Herrenabend“ und „Ladies’ Night“, um einen informativen, geselligen und kulinarisch freudvollen Abend miteinander zu verbringen. Die Zusammenlegung war dem Thema des Abends „Lärm, Raserei und rücksichtsloses Verhalten auf dem Wasser“ geschuldet, das uns alle betrifft oder gar verärgert. Als Referenten geladen waren „IGel“, die Initiative Gewässer-Lärmschutz, und Vertreter der Wasserschutzpolizei, die jedoch aus Termingründen abgesagt hatten.
Vortragender und Vertreter von IGel war Christof Schaefer, Embryonaltoxikologe und Mitglied der Wassersportgemeinschaft am Großen Fenster (WaG), von der das Engagement um Lärmemission im Herbst letzten Jahres ausging. Zwischen wohlschmeckender Sellerie-Apfel-Suppe und dem Hauptgang „Schweinelende mit Egerlingen in Portweinrahm und Spätzle“ entwarf Christof Schaefer ein „Unsittengemälde“, das von Partyflößen, Jetskis, Powerbooten, Lärm durch Ghettoblaster, Trunkenheit, Unkenntnis von Verkehrsregeln, Gefährdung der Uferschutzzonen durch Wellenschlag und Müllverbreitung gezeichnet war.
Da 2008 der Stützpunkt der Wasserschutzpolizei auf Schwanenwerder aufgelöst worden war und diese erst durch die unzuverlässig geöffnete Schleuse Spandau zu ihrem Einsatzort auf Unterhavel und Wannsee gelangen kann, kommt es seither zu mangelnder Präsenz auf dem Wasser. Erschwerend hinzu kommt die politisch gewünschte Förderung des Wassertourismus. Die ehemals strengen Führerscheinregelungen für unsere am stärksten befahrene Bundeswasserstraße wurden aufgehoben und ermöglichen jetzt praktisch unkontrolliertes freies Fahren. Der Trend zu Unfällen sei seither auffällig gestiegen, meint Herr Schaefer.
Die Initiative wünscht sich ein „harmonisches Miteinander mit Unnachgiebigkeit“ und rät dazu, rücksichtsloses Verhalten zur Anzeige zu bringen, selbst wenn keine Kennzeichen auf den Booten feststellbar sind. Ort, Uhrzeit und Details sollten bei einer Anzeige möglichst genau angegeben und eine Vorgangsnummer verlangt werden. Auch Filme unter 5 MB können an die Polizei gesandt werden. „Die Statistik erhöht den Druck auf die Politik“, bekräftigte unser Referent.
Zum Abschluss seines engagierten und unterhaltsamen Vortrags verwies Herr Schaefer auf ihren Info-Stand bei der kommenden Boot & Fun und auf ihre Kontaktadresse info@igel-berlin.de.
In entspannter Atmosphäre endete dieser Abend für viele erst recht spät.
Irene Schifferer


Foto: Christian Woite-Retsinas


43. Rolex Middle Sea Race: Red Bandit auf dem 2. Platz im IRC 2 Rating!

Das Rolex Middle Sea Race startete am 21. Oktober in Malta. Die 606 sm lange die Route führt über Capo Passero, Messina, Stromboli, Favignana, Pantelleria und Lampedusa zurück nach Malta. Gesegelt sind wir auf einer TP52 mit einer internationalen Crew von 13 Personen aus dem „Red Bandit“-Team, überwiegend Deutsche aus dem Bayerischen Yacht Club (BYC). Der Gründer der Stiftung ist Carl Peter Forster aus dem BYC.

 
Fotos: © Rolex | Kurt Arrigo      © Rolex | Carlo Borlenghi

Gestartet sind wir bei 6 kn Wind und sonnigem Wetter unter Gennaker. Wir hatten ein 2-Stunden-Schichtsystem in drei Gruppen aufgeteilt. Dass bedeutet 4 Stunden aktiv segeln und dann 2 Stunden ausruhen bzw. schlafen, was aber mehrfach aufgrund von Manövern oder Lärm von den Winschen/Pedestals und Wellengang nicht möglich war. Unsere Verpflegung bestand aus Astronautennahrung, Nüssen und Elektrolytlösungen.
In der ersten Nacht drehte der Wind kurz vor Messina auf Amwindkurs und stieg bis auf 24 kn mit 2 m Welle. Leider zerriss es dabei unser Schothorn der J 1.5, unserem besten Vorsegel. Das hieß, mitten in der Nacht, so schnell es ging, das Segel zu wechseln und ein etwas langsameres Segel für die Segelbedingungen zu benutzen. Zu dem Zeitpunkt lagen wir insgesamt auf dem zweiten Platz von 99 Startern! In der IRC-2-Wertung sogar auf Platz 1.
Dann kam die Straße von Messina. Wie man die ansteuert, ist extrem wichtig. Die Entscheidung, auf welcher Seite man die Straße passiert, ist entscheidend, denn ein späterer Wechsel der Seite ist meist mit extremen Zeitverlusten verbunden. Ohne große strategische oder taktische Fehler passierten wir die Straße in der Nacht.
Bei der Ausfahrt von Messina ist immer massive Strömung. Leider haben wir aufgrund einer taktischen Fehlentscheidung 20 bis 30 Minuten zu den Booten um uns herum verloren. Danach konnten wir durch unsere Bootsgeschwindigkeit zwar wieder einiges aufholen, jedoch haben wir kurz vor Favignana eine weitere Strömungskante aufgrund von zu wenig Wind und ein wenig Pech in der Strategie nicht passieren können. Somit standen wir ca. 2 Stunden an derselben Stelle und versuchten immer wieder aufs Neue, ein paar Meter weiter mit maximaler Geschwindigkeit die Strömungskante zu passieren und in ein neues Windsystem mit mehr Wind hineinzusegeln. Somit war leider der Traum und die Hoffnung, bis zum Schluss um den Sieg zu fahren, vorbei.
Bis zum Schluss des Rennens hatten wir nur noch 3 bis 8 kn drehenden Wind, was unserem Boot und Segelsetup allerdings sehr in die Karten spielte. Leider gereichte es den Teams vor uns aber ebenso zum Vorteil und somit konnten die vorderen Boote den Abstand zu uns verteidigen. Darüber hinaus nahm der Wind auf dem gesamten Schlussteil des Kurses ab, so dass die schnellen Boote in diesem Jahr klar bevorteilt waren. Unser Boot gehört auch zu den etwas schnelleren – trotz des überwiegend leichten Windes.
Da die TP 52 keinerlei Komfort bietet, war man nach dreieinhalb Tagen dann auch wieder froh, aus seinen nassen Ölsachen wieder rauszukommen, einmal duschen zu können und sich in ein warmes Bett zu legen.
Unser Ergebnis IRC 2 Platz 2 und insgesamt Platz 6 war sehr stark und wir haben uns sehr gefreut – zumal wir noch im letzten Jahr mehr oder weniger froh waren, überhaupt ins Ziel gekommen zu sein. [Alle Ergebnisse auf der Website des Veranstalters.] Das Training und die Regatten in diesem Jahr haben sich extrem ausgezahlt und wir sind froh, uns nach dem erfolgreichen Gewinn der Copa del Rey als Nachwuchsteam gegen die meisten Profis erneut durchgesetzt zu haben. Zwischendurch sah es ja sogar so aus, als sei noch mehr drin für uns.

 
Fotos: Freddie Eichhorst

Das war das letzte Segelevent für dieses Jahr und nächstes Jahr geht das Projekt in Saint Tropez, wo das Boot liegt, weiter. Während der Winterpause werden wir gemeinsam ein paar Abzeichen fürs Offshoresegeln absolvieren. Außerdem haben wir regelmäßige Videocalls verabredet, um die nächste Saison zu besprechen, damit dann das Maximale rausgeholt werden kann.
Frederick Eichhorst



Termine

Clubgänseessen, Mittwoch, 16.11.2022, 19 Uhr
Siegerehrung MiWoRe 2022, Mittwoch, 23.11.2022, 19:30 Uhr
Clubabend, Norbert Dreifürst: Bericht über die Teilnahme am Kornati Cup im Mai 2022, 30.11.2022, 19 Uhr
Dialog im Club (ehemals: Mitglieder fragen, Vorstand antwortet), 07.12.2022, 19 Uhr
Trans-Ocean-Treffen, Mittwoch, 14.12.2022, 18 Uhr


Sigrun Putjenter, 15.11.2022